3.10.2017 – Die einen bleiben ihr Leben lang „nur“ Moderatoren, die anderen werden Stars. Was zeichnet die ganz Großen aus?

10 Dinge haben sie alle gemeinsam – von Berlin über London bis New York.

1. Sie haben Präsenz.
Das Mikro geht auf und da ist eine Stimme, die neben mir im Auto zu sitzen scheint.
Kann man das trainieren, üben? Auf jeden Fall kann man an seiner Stimme arbeiten.

Der Sender bezahlt aber keinen Sprechtrainer? Bezahlen sie ihn selbst. Denn…

2. Stars sind selbstkritisch.
Viele der großen Moderatoren sind deshalb so groß geworden, weil sie nie zufrieden waren, nie aufgehört haben, an sich zu arbeiten, weil sie sich immer weiter entwickeln.

Wer sich selbst so großartig findet, dass er glaubt, er brauche keine Airchecks, keinen Input, kein Coaching, der ist wahrscheinlich kein wirklich Großer. Jeder große Moderator saugt alles auf, was er an Feedback bekommen kann.

Mein persönliches Credo: jedes gute Feedback enthält wenigstens eine einzige neue Idee oder Anregung, über die es wert ist, nachzudenken.

3. Große Moderatoren sind top vorbereitet und klingen dabei spontan.
Wer zehn Minuten vor der Sendung unvorbereitet ins Studio stolpert, wird niemals eine große Show machen. Wer so viel Ideen und Breaks im Köcher hat, dass er zwei Sendungen damit füllen könnte, wird auf alle Fälle das Mikro rocken!

4. Ein guter Moderator kann mit der Stimme Stimmungen rüberbringen.
Deshalb überlegt er nicht nur, WAS er sagt, sondern auch WIE er es betonen will. Stars beherrschen die ganze Breite der Moderations- Klaviatur.
Allein der Klang ihrer Stimme lässt einen Inhalt neugierig, begeistert, traurig, entspannt, euphorisch wirken.

Dabei überzieht er aber nicht denn…

5. Ein guter Moderator kennt die richtige Dosis.
Die richtige Dosis an Empathie, Trauer, Freude etc.
Kennen Sie das? Ein Moderator will besonders betroffen klingen und überzieht dabei so, dass man sich fremd schämt… Ein absoluter Abtörner. Profis kennen die richtige Dosis – auch bzgl. der Anzahl an Worten…

6. Soviele Worte wie nötig, so wenige wie möglich.
Ein großer Moderator stiehlt nie die Zeit des Hörers.
Er braucht keine Füllworte. Ein Profi sagt es direkt. Ohne „nicht nur sondern auch“, „tatsächlich“, „kann es aber eventuell sein, dass…“. Checken Sie mal die Füllworte in ihren Moderationen… und prüfen Sie die Direktheit der Botschaft.

7. Ein großer Moderator kennt die Grenzen seines Formats und dehnt sie soweit wie möglich aus.
Ich kenne keinen einzigen Programmchef, der einem Moderator Ärger macht, weil dieser eine Grenze mit gutem Grund und sinnvoller Intention ausgedehnt hat.
Das heißt keinesfalls „Labern um des Laberns willen“. Das heißt aber: Ideen haben, diese umsetzen und dafür einstehen.

8. Ein guter Moderator weiß, worüber seine Hörer sprechen und spiegelt dies in seiner Show wider.

Das geht auch in Musikformaten. Bestimmt.

Die Wahlplakate hängen immer noch in der Stadt und nerven? An der neuen Großbaustelle sieht man nie einen Arbeiter? Der lokale Tatort am Sonntag soll ein Straßenfeger werden? Der große Park in der City sieht seit Wochen aus wie eine Müllhalde?
Der Spruch ist alt und abgenutzt – ich weiß – und dennoch stimmt er: „die Themen liegen auf der Sraße“. Nur wer Augen und Ohren offen hält und sich für seine Hörer und seine „Hood“ interessiert, spiegelt das Leben der Hörer.

Und Menschen, die uns spiegeln, mögen wir besonders. Googeln Sie mal „Sympathie durch Spiegeln“ oder ähnliche Wortkombinationen.

9. Wenn man die ganz große Moderatoren, z.B. aus den USA, hört, fällt eine Gemeinsamkeit auf: sie haben eine gewisse Lebensweisheit und lieben die Menschen!
Das lässt sie empathisch und sympathisch wirken. Gleichzeitig vertraut man einem solchen Moderator und teilt gerne seine Erlebnisse mit ihm. Elvis Duran auf Z100 z.B. kann man jeden Morgen dabei zuhören, wie er seine Hörer mit Empathie und Lebensweisheit akustisch „umarmt“.

Zu dieser besonderen Empathie gehören auch Interesse, Neugier und Allgemeinbildung.

Und eines haben alle guten Moderatoren gemeinsam:

10. Sie LIEBEN, was sie tun.
Denn wer selbst nicht überzeugt ist, dass Radio allgemein und sein Sender im Besonderen das beste Begleitmedium der Welt ist, wird dies auch nicht rüberbringen.

Und ganz ehrlich: echte Begeisterung für Radio rüberzubringen, ist doch das Einfachste – schließlich haben wir den geilsten Job der Welt.

In diesem Sinne:
Viel Spaß bei der nächsten Show!
Ihre
Yvonne Malak

P.S.: hier noch ein Motivationsvideo. Dieser DJ liebt was er tut…

Erschienen am 03. Oktober 2017 auf www.radiowoche.de.