02.10.2020 – Nachdem ich vorletzten Monat hier über Showprep Basics geschrieben habe und vor einiger Zeit bereits über das Ergebnis schwachen Showpreps (die Kurzversion des Ergebnisses von schwachem Showprep: redundante, langweilige und austauschbare „Mittagspausen-Feierabend-Bergfest-endlich Freitag“-Moderationen), möchte ich Ihnen heute eine Idee ans Herz legen, die das Rad zwar nicht neu erfindet, aber eine bewährte Unterstützung für Ihre Moderatoren sein kann:

Ein Fact Sheet für jeden Tag. Nennen Sie es, wie Sie wollen: Fakten des Tages, Der Tag, Tagesdokument etc. Was es sein soll, ist immer dasselbe:

Eine Sammlung aller für diesen Tag relevanten Newsthemen, Termine, Veranstaltungen, Musiknews und von allem anderen, was den Kollegen sonst noch im Sendegebiet aufgefallen ist (siehe: Showprep-Basics).

Hintergrund: in jedem Radiosender sind jeden Tag x relevante Informationen unterwegs, die aber oft bei demjenigen bleiben, der sie einmal bearbeitet und „versendet“, zum Beispiel dem Nachrichtenredakteur der Frühschicht oder Spätschicht. Dass aber eine Demo bei Siemens in Nürnberg am Mittag den Verkehr am Plärrer behindern wird, ist nicht nur für die Nachrichten relevant, sondern auch eine wertvolle Information für die Moderatoren.

Viele größere Radiostationen sind per Lizenz verpflichtet, Nachrichten zu regionalisieren. Dafür werden vielerorts eine ganze Menge Redakteure damit beschäftigt, kleinteilige Informationen aus den einzelnen Regionen zu sammeln.  Eine Menge dieser Infos kann auch für die Moderation relevant sein  – von der neuen Kirchturmuhr in Haßfurth bis hin zur neuen Kostenstruktur für Sperrmüll in Ebersberg. Der kreative Moderator freut sich über all diese Infos, die er sonst nur über stundenlange Kleinstarbeit finden würde.

Auch dass die „Greatest Hits“ Sammlung von Queen im Sommer dieses Jahres mit 900 Wochen Verbleib einen Rekord in den britischen Albumcharts aufstellte, ist nicht nur für den Musikredakteur interessant, der diese Info vielleicht im Rolling Stone gelesen hat.

Verschenken sie all diese Ressourcen aus der Nachrichtenredaktion, den Lokal- oder Regionalstudios, der Musikredaktion etc. nicht! Immerhin haben sie viel Personal eingesetzt, damit diese Informationen in ihrem Sender landen –  nutzen sie sie maximal! Die Info, dass der Fürther Weihnachtsmarkt nur stattfinden kann, wenn ein Sponsor für die Security gefunden wird, nur zwei-, dreimal in den Lokalnachrichten zu senden, ist Ressourcen-Verschwendung, wenn sie den Moderatoren nicht nochmals als Idee für eine Moderation angeboten wird. Das Sammeln dieser Information und zur Verfügung stellen für die Moderation hat darüber hinaus auch den Vorteil – gerade für Sender mit größeren Sendegebieten – dass die Moderatoren mit Kleinigkeiten immer wieder lokale Kompetenz beweisen können und so Stück für Stück in ihren Moderationen das Sendegebiet abbilden können.

  1. Ein erfahrener Kollege sollte die „Oberaufsicht“ über das Factsheet haben, also verantwortlich sein. Geben sie das nicht an Praktikanten ab, die gerade erst angefangen haben und noch keinen Überblick haben können –  dazu ist es viel zu wichtig.
  2. Es sollte klar sein, wer für welche Rubrik zuständig ist und wer bis wann welche Aufgaben zu erledigen hat.

    Beispiel: der Musikredakteur ist dafür verantwortlich, zweimal pro Woche alle Musik-Termine zu updaten. Der CvD ist täglich dafür verantwortlich, die regionalen Termine täglich zu aktualisieren. Der Nachrichtenredakteur der Frühschicht beendet seine Schicht damit, alle relevanten Meldungen des Tages einzupflegen usw.

    Einer meiner Kunden geht dabei sogar soweit, die „CI des Tages“, die Befindlichkeiten des Tages aufzulisten.
  3. Achten Sie darauf, das Sheet nicht „vollzumüllen“ und auf Nonsens-Einträge zu verzichten, wie zum Beispiel „heute ist Tag der Lakritze“ oder „heute Bilanzpressekonferenz der Sparkasse“. Kontraproduktiv sind auch  „Runterzieher“ wie „Drei Tote nach schwerem Unfall auf der B 17“.

    Und ganz wichtig:
  4. Lassen Sie es nicht schleifen! Ich habe schon so oft erlebt, dass Sender dieses Factsheet mit Erfolg eingeführt haben und irgendwann durften sich dann die Schülerpraktikanten drum kümmern (nichts gegen Schülerpraktikanten!!! Aber diese können gar nicht wissen, was Relevanz für die Moderation hat und was nicht), dann wurde es plötzlich zu einem „Nonsens-Sheet“, das keiner mehr nutzte und irgendwann verlief es im Sande…

Also wenn sie sich für einen solchen Showprep-Support entscheiden, machen sie es richtig, behalten Sie es im Auge. Wenn die Moderatoren ihrerseits auch noch alle anderen Showprep-Basics berücksichtigen, freuen Sie sich als Verantwortlicher im Gegenzug über viele, viele abwechslungsreiche Moderationen und darüber, dass Ihre Moderatoren endlich über die „Mittagspause-Bergfest-endlich Freitag“ Inhalte hinaus sind.

Gutes Gelingen wünscht Ihre
Yvonne Malak

Erschienen am 02. Oktober 2020 auf www.radiowoche.de.