07.06.2018 – Würden unsere Stammhörer jeden Tag ein paar Minuten länger Radio hören als üblich, oder zu einer anderen Zeit einschalten als sonst und würden wir ein Drittel mehr Gelegenheitshörer zu Stammhörern machen, würden die Reichweiten davon massiv profitieren. Und das ohne einen Cent zusätzlich in Werbung zu investieren. Diese These ist nicht von der Hand zu weisen.

Dass wir ein gutes Programm machen und Abschaltfaktoren vermeiden, versteht sich von selbst. Ein Mittel, um aus den bestehenden Einschaltungen höhere Quoten zu machen, lautet Teasing. Zahlen und Daten dazu habe ich in meiner Kolumne im vergangenen Monat geliefert.

Hier nun alle Formen des Teasings und was sie bewirken:

Klassisches Musikteasing:
Es ist ein Irrglaube, dass klassisches Musikteasing vor allem dafür eingesetzt werden soll, damit die Hörer dranbleiben, um nach der Werbung „The River“ zu hören. Wenn der Hörer dafür dranbleibt, ist das super. Der eigentliche Sinn von Musikteasing ist aber der Image-Aufbau. Deshalb macht es auch Sinn, öfter mal mehr als einen Song zu teasen und so die Mischung zu promoten, für die ein Sender steht bzw. stehen will. Stehen die aktuellen Hits im Vordergrund, für die Images aufgebaut werden müssen? Teasen Sie mehrere aktuelle Hits und benennen Sie diese als aktuell – im Idealfall bauen sie noch den passenden Claim (-teil) ein („…das sind mehr aktuelle Hits auf…“).
Steht der Mix im Vordergrund? Teasen und benennen Sie diesen – meist passt der Claim perfekt zu Mix- Teasings.

Geht es um einen bestimmten Song, den die Hörer gerade gar nicht oft genug hören können? Machen Sie diesen groß! Eine einfache Ansage (Gleich X mit Y) ist kein Teaser. Nennen Sie mir einen Grund, warum ich diesen Song nicht verpassen darf.

All das trägt zum Image-Aufbau für Ihre musikalischen USPs bei.

Apropos Musikteasing:
Nutzen Sie auch mal das Stilmittel des offenen Teasers. Zum Beispiel:
„Wenn es um Chartrekorde geht, denken Sie automatisch an Ed Sheeran oder Adele?… der nächste Song bricht alle Rekorde, war zweieinhalb Jahre hintereinander weg in den deutschen Charts und ist damit bis heute der größte Chartbreaker aller Zeiten… cooler DJ Sound von einem gebürtigen Leipziger und einem gebürtigen Berliner…gleich!“

So ein offener Teaser macht auf alle Fälle neugierig… und hilft eher, Hörer zum Dranbleiben zu bewegen, als „’Sky and Sand’ von Paul und Fritz Kalkbrenner gleich“.

Diese Art von Musikteaser gehört zum allgemeinen Vertikalen Teasing, meint: das ständige nach vorne Arbeiten im Programm. Das geht – neben dem offenen Teaser – außerdem mit folgenden Varianten:

Minute To Minute Teasing
Was kommt als nächstes? Der Tipp, wie ich beim nächstem Jahresgespräch mit dem Chef mehr Gehalt raushole? Oder der Fußball- Nationaltrainer wie er heimlich das böse F-Wort benutzt? Oder das Hammer- Pink- Cover von Eltons Johns „Bennie and The Jets“?
Dass jemand, der in dieser Minute unseren Sender hört, diesen in den nächsten drei Minuten immer noch hören kann, ist ziemlich wahrscheinlich. Insofern ist der Minute to Minute Teaser die Pflicht-Übung unter den Teasern.
Minute to Minute Teaser schaffen aber nicht nur Verweildauer, sondern auch Image!

Higlight Teasing
Im Crazy Phone geht Ihnen heute der Bürgermeister auf den Leim?
Der Morgenshowanchor hat die Führerscheinprüfung noch mal gemacht?
Zum Start des Arbeitstages gibt es heute einen High- End- Kaffeeautomaten im Wert von € 2000.- zu gewinnen?
Alles Highlights, die man lange genug im Voraus teasen sollte. Gerne auch öfter. Wenn es in der KIIS FM Morningshow um 08 Uhr 10 Uhr ein Highlight gibt, erfährt der Hörer das ab 6 Uhr im 30 Minuten Takt. Warum? Weil es Wieder- Einschaltgründe schafft (denken Sie an die 5,6 Ein- und Ausschaltungen pro Tag) und ebenfalls Image aufbaut – z.B. für die Morningshow, in der ständig überraschende Dinge passieren und die man deshalb nicht verpassen darf.

Stunden Teasing/ mittelfristiges Teasing
Um 08 Uhr 08 gibt es ein Witze- Battle zwischen den Morgen- Moderatoren mit den besten Witzen zum Mitlachen und Weiterzählen? Eine Idee für einen Teaser um 07 Uhr 25 vor dem Werbeblock! Die Chance, dass jemand, der um 07 Uhr 25 hört, um 08 Uhr 08 immer noch Radio hört ist groß! Zum Beispiel im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Es lohnt sich immer, KURZ auf die nächsten 45 bis 60 Minuten zu schauen – alles andere sind verschenkte Impulse für Wieder- Einschaltungen bzw. zum Dranbleiben auf dem Weg vom Bad in die Küche.

Klassisches Opener Teasing
Wer sagt, dass man darin nur auf den nächsten Song, den nächsten Inhalt teasen darf? Auch der übernächste Inhalt darf geteast werden. Oder beide Inhalte der kommenden halben Stunde. Oder ein Inhalt plus zwei Songs.
Denken Sie also auch an die Variante des Doppelteasers!

Recycling Teasing
In der Nachmittagsshow gibt es heute die letzten Tickets für das Ed Sheeran Konzert in Berlin zu gewinnen? Ein wunderbarer Grund, Hörer vom Morgen in den Nachmittag zu recyceln – mit Teasing. Kurz und schmerzlos, aber ausreichend häufig (ca. alle 90 Minuten). Auch kleinere Inhalte können helfen, das Produkt relevant zu machen und dem Hörer klarzumachen, dass es sich lohnt, auf dem Nachhauseweg „Ihren“ Sender zu hören statt der eigenen Playlist.

Horizontales Teasing
Zusammen mit dem „Minute to Minute Teasing“ die logischste Teasingvariante. Wer am Dienstag um 07 Uhr 45 Radio hört, hat in der Regel auch am Mittwoch und Donnerstag die Gelegenheit, den Sender um diese Zeit zu hören. Wann immer es passt, ist es Pflicht, nach einem Stopset und den relevanten (!) Inhalt des nächsten Tages zur gleichen Zeit zu teasen.

Zum Schluss noch ein Hinweis: bitte teasen Sie mit konkreten Zeiten! Alles andere macht Hörer nur sauer. Ich kann nicht verstehen, warum selbst große, landesweite Sender noch folgende Teaserpromos senden: „…morgen in Guten Morgen Bundesland zwischen 06 und 10“. Was ist das für eine Verabredung? Wann bitte soll ich einschalten?

Allerdings wäre „das perfekte Morgenshow- Promo“ schon wieder ein neues Thema für eine weitere Kolumne.

In diesem Sinne: bis nächsten Monat
Ihre
Yvonne Malak

Erschienen am 03. Juni 2018 auf www.radiowoche.de.