01.05.2023 – Natürlich wollen On Air Persönlichkeiten von den Hörern maximal gemocht werden, also zumindest 99 Prozent von ihnen…wir wollen on Air so sympathisch wie möglich rüberkommen.

Im Alltag nutzen wir dafür oft unbewusst Tricks wie ein extra freundliches Lächeln, besonders nette Worte etc.

Auf der Seite der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft München habe ich etwas gefunden, was ich gerne mit dir teilen möchte:

Auf ihrer Website hat die WPGS Strategien zusammengetragen, die wissenschaftlich untermauert sind und zu einer sympathischen Wahrnehmung von Menschen führen (sollen). Die Zielgruppe der WPGS sind vor allem Führungskräfte. Die Tipps kannst du aber eins zu eins in die Moderation übertragen!

Diese Strategien gehören sowieso zu den Basics erfolgreicher Personality-Moderation. Das meiste davon setzt du also bestimmt um – vielleicht auch nur unbewusst.

Hier sind die vier Schritte, die dich in Sachen „sympathisch wirken“ auf das nächste Level bringen.

Schritt Nummer eins: Positive Emotionen und Lächeln (in der Moderation)

Emotionen sind „ansteckend“ und übertragen sich von einem Menschen auf andere im Umfeld (Barsade, 2002) (…) Dazu passt auch, dass wir Menschen mögen, die lächeln (Lau, 1982) und sie positiver bewerten. Der Effekt des Lächelns gilt sogar für Tiere und Objekte: Delfine sind nicht zuletzt so beliebt, weil die Natur ihnen eine Art Lächeln an die Mundwinkel gezaubert hat, Produkte werden so gestaltet, dass sie lächelnden Gesichtern ähneln und Haustiere wie Hunde und Katzen sind unbewusst so gezüchtet, dass sie lächeln – selbst der Pitbull. Tiere mit einem Lächeln hatten offenbar bessere Überlebenschancen im Umfeld des Menschen. Im Vergleich sind die Mundwinkel der wilden Verwandten (Wolf und Wildkatze) relativ gerade. Selbst im Uhrenkatalog versucht man mit „lächelnden“ Zeigerpositionen auf 10 Uhr 10 uns als Kunden die Produkte sympathischer zu machen. Wir kaufen eine lächelnde Uhr mit höherer Wahrscheinlichkeit.https://wpgs.de/fachtexte/sympathie/

Natürlich wissen wir das und ein Lächeln in der Stimme gehört zur grundsätzlichen Ansprechhaltung. Mein Tipp: Lächeln in der Moderation muss gut dosiert sein. Meist überschätzen wir die Wirkung dessen, was wir im Studio tun und dürften noch einen Tick Freundlichkeit drauflegen. Am besten, du hörst dir deine Sendungen täglich (!) an und findest so die für dich optimale Dosis an Freundlichkeit on Air.

Schritt Nummer zwei: Ähnlichkeit herstellen (Hörer spiegeln)

SchrForschungsbefunde zeigen relativ konsistent, dass Ähnlichkeit Sympathie schafft (Emswiller, Deaux und Willits, 1971; Hensley und Duval, 1976; Orpen, 1984; Strauss, Barrick und Connerley, 2001). Ähnlichkeit mit anderen Menschen berührt viele Aspekte: Demographie (wie Alter, Geschlecht, soziale Schicht und Herkunft), der Wohnort, Werte, bis hin zu Hobbies oder Verhalten.https://wpgs.de/fachtexte/sympathie/

Dieses Prinzip ist x-mal wissenschaftlich bewiesen und alle, die mit mir arbeiten haben es x-mal gehört… Man kann es gar nicht hoch genug einschätzen! Sei bei der Anwendung dieses Prinzips so detailliert wie möglich. Es macht einen Unterschied, ob du on Air sagst „ich hab ja auch Kinder“ oder ob du sagst „ich bin eine Jungs-Mama – meine beiden sind 8 und 10“. Unter dem zweiten Zitat kann man sich doch gleich viel genauer vorstellen, was bei dir zuhause abgeht  und alle, die diese Situation kennen, haben einen Punkt, um sich mit dir zu identifizieren, an dich „anzudocken“.

Suche also nach so vielen Ähnlichkeiten mit deiner Zielgruppe wie möglich und kommuniziere diese so detailliert, wie es in der Situation gerade passt. Welchen Sport genau hast du gestern gemacht? Was genau hast du dir auf Netflix angesehen? Über welche Preiserhöhung im Supermarkt hast du dich heute Morgen geärgert? Alltägliches zu teilen, lässt nach und nach ein Bild von dir entstehen und hilft Ähnlichkeit herzustellen. Indem du zeigst, dass du ähnliche Interessen, Geschmäcker oder Erlebnisse hast, erzeugst du ein Gefühl von Verbundenheit und Verständnis.

Schritt Nummer drei: Etwas anvertrauen

Wir mögen Menschen, die uns etwas anvertrauen, eine kleine Schwäche zeigen (Collins und Miller, 1994). Warum ist das so? Dadurch zeigen uns diese Personen, dass sie in eine vertrauensvolle Beziehung einsteigen wollen und sich nicht vor uns schützen. Besonders wirksam scheint es zu sein, wenn die anvertraute Information besonders persönlich und sensibel ist (Qualität vor Quantität!). Oberflächliche Informationen ohne wirkliches Risiko wirken weniger als tiefgehende Informationen. Verkäufer, Nachrichtendienstmitarbeiter oder verdeckt arbeitende Polizisten erzählen dafür wie beiläufig Geschichten über ihre Familie und die Herausforderungen dort oder über ihre Krankheiten – mitunter frei erfunden. Mit dieser Strategie schaffen sie sympathische Wirkung, um anschließend ihre Ziele zu erreichen.https://wpgs.de/fachtexte/sympathie/

Steh zu deiner verletzlichen emotionalen Seite. Wenn du als On Air Personality soweit bist (lange genug on Air, erfahren genug), zeige eine Sorge, ein Versagen, eine andere Seite von dir. Der amerikanische Show-Host Jimmy Kimmel hat sicher tausende gute TV-Momente geliefert! Einer seiner bemerkenswertesten war aber sicher, als er von dem Herzfehler seines Neugeborenen erzählte und welche Sorgen ihm das macht. Kimmel ist ein Comedian…ein US-Show-Gigant, der um die Wirkung solcher Momente weiß…

Schritt Nummer vier: Komplimente machen fördert Sympathie

… Die Forschungsdaten bestätigen diese Einschätzung (Byrne und Rhamey, 1965; Byrne, Rasche und Kelley, 1974; Gordon, 1996). Selbst wenn Komplimente offensichtlich sind, ist Wirkung da. Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass Komplimente sogar dann wirken, wenn Du offensichtlich ein eigenes Interesse verfolgst (z. B. etwas zu verkaufen oder als Führungskraft die Kooperation der Mitarbeiter möchtest) oder wenn die Komplimente gar nicht wirklich zutreffen und übertrieben sind (Drachman, deCarufel und Insko, 1978; Byrne, Rasche und Kelley, 1974). Komplimente sind also tatsächlich eine hoch wirksame und wenig fehleranfällige Methode, mit denen Du sympathisch wirkst.Nummer vier: Komplimente machen fördert Sympathiehttps://wpgs.de/fachtexte/sympathie/

Hör dir amerikanische Radioshows an. Ganz oft hört man darin Lob oder Komplimente an die Hörer on Air: „Tolles Lachen“; „Wow, welch ein interessanter Beruf“. Amerikanische TV Talkshows strotzen nur so vor Komplimenten. Die Idee des Komplimente-machens on Air umzusetzen, ist ganz easy, wenn du nur daran denkst! Dann findet sich sicher in fast jedem Hörertalk etwas, was man lobend hervorheben kann. Nicht zwanghaft, aber wenn es sich anbietet („danke für die kreative Idee“, „ganz großartig, dass du als Krankenschwester arbeitest und in deinem Beruf so viel Gutes tust“, „sehr interessanter Aspekt zum Thema, danke für diesen Gedanken“). Außerdem: andere hoch leben zu lassen, macht dich selbst groß! Win-win-win also… du gibst dem Hörer ein gutes Gefühl, wirkst sympathischer und machst dich selbst groß, indem du andere besser „aussehen“ lässt.

Eine positive Ansprechhaltung, das Teilen von relevanten Persönlichkeitsmerkmalen aus der Lebenswelt der Hörer, das Anvertrauen und Teilen von kleinen Schwächen sowie das Verteilen von Komplimenten gehören sowieso zu deinem Repertoire? Dann hast du sicher schon längst eine starke Verbindung zu deinen Hörern aufgebaut und wirst als

mega-sympathisch empfunden. Damit bist du ein wichtiges Bindeglied zu den Hörern und sehr wertvoll für den Sender… Zeit für eine Gehaltserhöhung 😉

Viel Spaß weiterhin beim Sympathiepunkte-Sammeln.

Deine Yvonne

Erschienen am 01. Mai 2023 auf www.radiowoche.de.