01.02.2022 – Landauf, landab werden derzeit wieder Rechnungen bezahlt, Reisen verlost oder Geräusche erraten. Die aktuelle MA Welle ist auf ihrem Höhepunkt und Gewinnspiele mit strategischem oder taktischem Hintergrund sollen helfen, Images, TSL, WHK-Konversion etc. zu optimieren.
So weit, so gut. Und immer wieder passiert es, dass ich auf Sendern ein Gewinnspiel oder einen Pay Off höre und nicht weiß, wovon die Stimme im Radio da spricht… Der Modus bleibt unklar oder Details hinterlassen ein Fragezeichen, z.B. ob man mit DIESEM Song jetzt den ganzen Tag gewinnen kann, nur in dieser Stunde oder auch in den nächsten Tagen?
Deshalb hier die wichtigsten Tipps für Gewinnspiel-Moderationen.
Zunächst ist es für dich als Moderator natürlich wichtig, den strategischen oder taktischen Hintergrund des Spiels zu kennen, um zu wissen, worauf du bei der Vorbereitung des Teasers, Aufrufs, Payoffs etc. besonders achten musst (z.B. bei einer strategischen Promotion, die über aktuelle Hits funktioniert auf das optimale Verkaufen dieser Hits).
Gleichzeitig solltest du im Hinterkopf haben, dass sich zwischen 80 und 90 Prozent der Hörer nicht für Gewinnspiele interessieren. Dazu kommt, dass Gewinnspiele für einen nicht unerheblichen Teil der Hörer auch immer ein Abschaltfaktor sind – je nach Intensität des Spiels auf dem Sender für bis zu 25 Prozent.
Weil jeder Hörer, jede Hörerin zwischen vier und fünf Sender in seinem oder ihrem weitesten Hörerkreis hat, haben wir auch immer einen Großteil an Hörern, die wir nicht regelmäßig erreichen – genau diese wollen wir aber nun mit einem Gewinnspiel an uns binden und dazu bringen, öfter als sonst, länger als sonst, zu einem anderen Tagesteil oder gar regelmäßig unseren Sender zu hören. Zumindest aber wollen wir die zehn bis 20 Prozent der gewinnspiel-affinen Wechselhörer, die sich durch die Promotion oder den Preis angesprochen fühlen, stärker an den Sender binden. Denn wenn wir durch ein Gewinnspiel das Hörverhalten dieser 10 bis 20 Prozent zu unseren Gunsten beeinflussen, wirkt sich das natürlich positiv auf die Reichweiten aus…
Und die restlichen 80 -90 Prozent? Die wollen wir unterhalten, in dem wir sie z.B. zum Mitraten animieren. In jedem Fall wollen wir sie weder langweilen noch nerven, denn das würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass wir einen Abschaltfaktor produzieren und den Hörer, die Hörerin zu einem der anderen drei bis vier Sender aus seinem, ihrem WHK schicken, von wo wir ihn oder sie mühsam wieder zurück gewinnen müssen.
Wir stehen also vor verschiedenen Herausforderungen:
- wir haben bei jedem Gewinnspielbreak eine Menge Hörer, die das Spiel zum ersten Mal hören.
- Wir haben außerdem Hörer, die sich nicht dafür interessieren
- und wir haben eine Aufgabe im Sinne der Strategie oder Taktik des Gewinnspiels.
Das wiederum ergibt verschiedene Regeln für Gewinnspiele. Die erste und wichtigste lautet:
FASS. DICH. KURZ.
Klar, dass du auch hier die 8-Sekunden-Regel berücksichtigst (innerhalb der ersten 8 Sekunden einer Moderation entscheidet ein Hörer, ob er dir weiter zuhört) und mit einem Hinhörer einsteigst, also dem Hörer, der Hörerin sofort sagst, was er oder sie von einer Teilnahme an dem Gewinnspiel hat. Das kann ein Geldpreis sein, ein attraktiver Sachpreis oder der Spaß beim Mitraten!
Für all die Hörer, die zum ersten Mal mit dem Gewinnspiel in Berührung kommen, erklärst du so kurz wie möglich und so ausführlich wie nötig, worum es geht. Zwei Sätze müssen genügen (und ein Spiel, das nach der Moderation des Hörer-Nutzens, wie z.B. des Preises, nicht in zwei weiteren Sätzen zu erklären ist, hat im Radio sowieso nichts zu suchen).
Achte darauf, dass jeder Break zu dieser Promotion von 100 Prozent der Hörer zu 100 Prozent nachvollziehbar ist! Es darf keine Frage offen bleiben. Wenn du z.B. den genauen Modus offenlässt und Hörer nicht sofort und genau verstehen, wie sie mitmachen können, schließt du sie aus. Sei ganz exakt. Wenn z.B. der „Kohle-Hit“ nur in dieser Stunde gilt, sag das.
Je nachdem, ob du dich in einem Gewinnspiel-Teaser, einem Aufruf oder einem PayOff befindest, machst du nach dem Hinhörer und den ein bis zwei Erklär-Sätzen wie folgt weiter:
- in einem Teaser:
mit der Verabredung zur Gewinnchance.
- Bei einem Gewinnspiel-Aufruf:
Mit dem „Call to Action“.
- In einem PayOff:
Den Hörer am Telefon kurz vorstellen, maximal eine Nachfrage, Spiel (oder direkt Gewinnvergabe). Danach: unbedingt Teaser auf die nächste Gewinnchance.
Ich weiß, dass es schwierig ist, der Versuchung zu widerstehen, den Hörer, die Hörerin z.B. zu fragen „was würdest du mit dem Gewinn machen“ und danach noch zwei weitere Nachfragen zu stellen („wie alt ist denn dein Sohn?“ usw.). Aber denk an die 80- 90 Prozent deiner Hörer, die sich eh nicht für das Gewinnspiel interessieren und lieber Musik hören wollen…
Spannung aufzubauen und den Hörer, die Hörerin „zappeln“ zu lassen, erfordert Fingerspitzengefühl und macht bei Quizzen, für deren richtige Lösung es eine große Geldsumme zu gewinnen gibt, sicherlich Sinn – wenn es nicht übertrieben wird. Drei bis vier Minuten lange PayOffs sind jedenfalls immer übertrieben und nerven eher, als dass sie etwas Positives für den Sender tun. Wir sind ja kein Gewinnspiel-Programm und suchen auch nicht Germanys Next Top Model… wir machen nur ein Gewinnspiel, das sich am Ende positiv auf Images und Quoten auswirken soll.
Für kleine Gewinne gilt in jedem Fall: gestalte alle Moderationen dazu und den PayOff so kurz wie möglich und nur so lang wie nötig, dass jeder versteht, worum es geht.
In Media EKGs, also einem Messverfahren, das zeigen kann, welche Moderationen und Inhalte ein Faktor zum Dranbleiben oder Abschalten sind, durfte ich mehrfach sehen, dass Hörer einen Ausschaltimpuls in dem Moment haben, in dem das Spiel vorbei ist, also z. B. die richtige Lösung genannt und/ oder der Preis vergeben wurde oder der Hörer eine falsche Lösung genannt hat. Alles, was du danach noch moderieren solltest, ist die Verabredung zur nächsten Gewinnspielrunde.
In dem Moment, in dem du € 1.000,00 verschenken durftest, ist das Interesse an diesem Gewinnspiel bei deinen Hörern auf dem Höhepunkt. Das nutzt du natürlich, um „nach vorne zu arbeiten“ und die Hörer dazu bringen, bis zur nächsten Gewinnchance dranzubleiben oder dafür wieder einzuschalten. Mache die Verabredung so konkret wie möglich („nächste Chance, unser 1000-Euro-Geräusch zu knacken in genau einer Stunde um viertel nach acht“).
Dass du in der Vorbereitung deiner Gewinnspiel-Moderationen die Aussagen des ggf. vorhandenen Intros und Outros checkst und darauf achtest, diese nicht zu wiederholen, sondern nur zu ergänzen, ist ja sowieso klar.
Wenn du also deine Gewinnspiel-Moderationen so kurz wie möglich hältst, dabei immer nachvollziehbar bist, Dopplungen vermeidest und das strategische oder taktische Ziel vor Augen hast, hast du alles getan, das Gewinnspiel zu einem Erfolg für Images und Quoten zu machen.
In diesem Sinne: viel Spaß beim Spielen
Deine
Yvonne Malak
Erschienen am 01. Februar 2022 auf www.radiowoche.de.