01.01.2023 – „Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst“, Henry Ford.

Falls du noch Vorsätze brauchst, die den Motor in Gang bringen… hier Teil II meiner 15 Vorschläge für gute Vorsätze für 2023:

Guter Vorsatz Nummer 9: Wir erweitern unseren Horizont
In wenigen Branchen ist so einfach, seinen Horizont zu erweitern wie in unserer. Man muss nur Radio hören. Heutzutage können wir 24/7 die besten Sender, Shows und Moderatoren der Welt hören. Z 100 in New York, Capital FM UK, Kylie und Jackie O. in Sidney, die Chris Evans Show, Stefanie Hirst bei Hits Radio. Wer sich damit zufrieden gibt, im eigenen Saft zu schmoren, wird sich kaum weiterentwickeln. Ich bin manchmal erstaunt über die Antworten, wenn ich frage „und welche Sender hörst du sonst so?“. Ab morgen lassen wir nebenbei nicht den Sender laufen, für den wir arbeiten, sondern beobachten in jedem Tagesteil ein anderes interessantes Produkt. Um 6 Uhr unserer Zeit die Nachmittagsshow bei KIIS FM in Sidney, später am Morgen eine Show aus UK, mittags eine Morningshow von der Ostküste, nachmittags eine aus L.A. oder San Diego.   

Guter Vorsatz Nummer 10: Wir verlassen unsere Blase
Um unsere Hörer zu verstehen, müssen wir unsere Blase verlassen. Wir leben in einer Medien-Blase aus Twitter-Tweets, Gendersprache, Musik-Neuerscheinungen und vielem mehr, das mit dem Leben der Menschen nichts zu tun hat. Wenn es z.B. nach Twitter geht, war die „Wetten dass?“- Show vom November eine Vollkatastrophe. Die Einschaltquoten sagen genau das Gegenteil!

Wie oft höre ich von Musikredakteuren den Satz „das können wir doch nicht mehr als aktuell verkaufen, der Release ist schon halbes Jahr her“. Das ist doch dem Hörer egal! Die Hits von Kamrad und Purple Disco Machine sind ein Jahr alt und für viele Formate immer noch aktuelle Top Hits.

WIR interessieren uns vielleicht für vegane Ernährung. Die alleinerziehende Mutter hat aber um 7 Uhr am Morgen ganz andere Sorgen. Die Frage „Darf ich mein Kind vegan ernähren“ steht auf ihrer Prioritätenliste ungefähr auf Platz 63 …von 60…

Wir Macher leben oft in einer anderen Welt als der Hörer.

Guter Vorsatz Nummer 11: Wir lernen unsere Hörer noch besser kennen
Unsere Hörer sind unser Kapital. Wir können Menschen nur an uns, an den Sender binden, wenn wir sie verstehen. Ein Moderator kann nur dann Hörer an sich binden, wenn er sie versteht. Was tun sie wann? Was bewegt sie? Was sind ihre Themen? Wie sehen die Lebenswelten der Kernzielgruppe aus? Ein PD, der das hervorragend verstanden hat, ist Torsten Birenheide von PSR. In wenigen Sendern werden die wirklichen Themen der Hörer so aufgegriffen, wie dort.

Auch die Moderatoren bei PSR haben verstanden, dass das Spiegeln der Lebenswelten der Hörer in all ihren Facetten der Schlüssel zu ihrem Erfolg ist. Tipp: Steffen Lukas und Claudia Swittala bei PSR hören!

Übrigens: Tools, um Hörer besser kennenzulernen und die Zielgruppe besser zu verstehen, kann man kaufen (Sinus-Milieus).

Guter Vorsatz Nummer 12: Wir verlassen unsere Comfort Zone
Mit Ü 40 nochmal zum Sprechtraining? Einen Rhetorik-Kurs machen, um die Sprache in der Moderation besser einzusetzen? In Führungspositionen eine Zusatzausbildung zum Coach oder Mediator machen, um bessere Mitarbeitergespräche zu führen? Kostet Zeit, kostet Geld, ist unbequem – erweitert den Horizont aber ungemein und macht dich garantiert besser in dem, was du tust. In wenigen Branchen sind Sprache und der Umgang mit (besonderen) Menschen so wichtig wie in unserer. Die eigene Komfortzone zu verlassen, um etwas Gutes für sich und die eigene berufliche Entwicklung zu tun, hilft dir UND dem Produkt, für das du arbeitest. Kleine Anekdote am Rande: der legendäre Moderator Rick Dees (siehe auch oben) hat sich einen Morgenshow-Coach mit seinem Privatflugzeug einfliegen lassen, um noch besser zu werden. Und zu einem Privatjet kommt man eben nur, wenn man in seiner Branche zu den besten gehört, das wiederum gelingt am besten, wenn man hin und wieder die eigene Komfortzone verlässt…

Guter Vorsatz Nummer 13: Wir nutzen jeden Tag alle Möglichkeiten
Die Aufnahmefunktion im Smartphone genügt – und du hast ein prima Spielzeug, um z.B. O-Töne von der Straße mal schnell aufzunehmen, wenn du unterwegs eine Idee hast. Mit wenigen Handgriffen ist zur Fußball WM ein neuer Showopener für die Morgenshow produziert. Ein witziges Soundalike vom Team gesungen macht den Mitarbeitern Spaß und schafft ein akustisches Highlight. Radiomachen bietet jeden Tag unendliche Möglichkeiten, immer wieder neu und anders zu klingen und Überraschungen on Air zu bringen. Tipp: Hans Blomberg bei 104.6 RTL hören. Macht aus … Rosinen. Jeden Tag.

Guter Vorsatz Nummer 14: Wir killen Zeitfresser
Es gibt sie immer noch: die ausufernden Meetings, die aus unterschiedlichen Gründen für x Mitarbeiter Zeit fressen. Spaß ist toll, aber gerade in unserer Branche mit vielen Berufs-Spaßmachern habe ich oft erlebt, dass fünf, sechs, sieben Leute in einem Morgenshow Meeting sitzen, eineinhalb Stunden Spaß haben und am Ende wenig dabei herauskommt…

Sieben Kollegen an fünf Tagen je 1,5 Stunden in einem uneffektiven Meeting = 52,5 Stunden/ Woche… und am Ende beschweren sich wieder alle, dass „wir zu wenig Personal haben und die Arbeit nicht zu schaffen ist“.

Einer meiner Kunden (Flo Kerschner, PD Funkhaus Nürnberg und MoSho Anchor Hitradio N1) ist dazu übergegangen, nur noch zwei ausführliche MoSho-Meetings in der Woche zu machen – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Die anderen Meetings dauern 5 bis 10 Minuten. In den ausführlichen Meetings werden gleich die nächsten ZWEI Tage besprochen. Gute Idee!

Guter Vorsatz Nummer 15: Wir begraben lächerliche Kleinkriege
Unsere Wettbewerber im konventionellen Hörfunk sind große Öffentlich-rechtliche Sender mit Milliarden-Budget, im digitalen Bereich sind es die ganz großen Tech-Giganten. Und da bekriegen wir uns mit unserem Nachbarn, dem kleinen Lokalsender? So wird das nix für die Zukunft…

REGIOCAST und RTL Radio Deutschland gründen Technologie-Holding und steigen bei QuantumCast digital GmbH ein“ – so lautete eine PM, die im Juli für Aufsehen sorgte. Natürlich ist das genau der richtige Weg. Wir werden um gemeinsame Lösungen, Funkhausmodelle, Syndication, Outsourcing nicht herumkommen und das bedeutet vor allem eines: ZUSAMMENARBEIT! Logo: je größer die Einheiten werden, je mehr sich kleine Einheiten sich zu einer größeren zusammentun, desto besser sind die Voraussetzungen, sich gegen die Wettbewerber um die Aufmerksamkeit und Zeit unserer Hörer zu wehren.

In diesem Sinne: meine besten Wünsche für deine guten Vorsätze.

Deine Yvonne

Erschienen am 01. Januar 2023 auf www.radiowoche.de.